Warum Mantra singen?
Wenn man sich mit spirituellen Themen beschäftigt oder Yoga und Meditation praktiziert, kann einem der Begriff Mantra vertraut sein. In jedem Fall lohnt es sich genauer hinzuschauen, was Mantras sind, wie wir sie am besten einsetzen und welche erstaunlichen Wirkungen sie auf uns haben können.
Mein Weg zum Mantra singen
Vielleicht kennst du bekannte Musikstücke von Künstlern wie Krishna Das, Deva Premal, Snatam Kaur und anderen. Und du hast ebenso wie ich die Schönheit und beglückende Wirkung beim Mantra singen kennengelernt.
Wenn ich diese Musik höre, habe ich das Gefühl, dass ich einerseits mit der friedlichen und freudigen Stimmung verbunden bin, in der sie gesungen wird. Andererseits scheinen diese uralten Verse in besonderer Weise auf unseren Geist und unsere Stimmung Einfluss zu nehmen. Mich fasziniert der Gedanke, dass ein Mantra, wie zum Beispiel das Gayatri Mantra, seit Jahrtausenden in Indien rezitiert wird. Wenn ich es heute spreche oder singe, gehöre ich zu einer Gemeinschaft von Suchenden, die schon lange existiert und sich über alle Kontinente ausbreitet.
Vor ein paar Jahren habe ich einige Verse kennengelernt, die genau zu meinem Leben passten. Dies war unter anderem als ich „Mantras – Das große Praxisbuch“ von Marcus Schmieke und Sacinandana Swami gelesen habe.
Manchmal war ich frustriert, weil es in der Partnerschaft nicht so gut lief. Oder es gab zu wenig Momente, in denen ich Raum oder Motivation für den kreativen Ausdruck meiner Ideen fand. Kreativ zu sein fehlte mir. Nach der Lektüre habe ich einzelne ausgewählte Mantras vor mich hingemurmelt.
Anschließend habe ich mir angewöhnt die heiligen Sätze nicht nur in der Not, sondern regelmäßiger aufzusagen. (Ich habe die Variante leise sprechen gewählt, weil ich nicht die geborene Sängerin bin. Es braucht ewig, bis ich mir eine Melodie gemerkt habe! Nur „Om, om, om“ klappt zuverlässig. :-))
Ich habe das Mantra singen schnell ins Herz geschlossen. Ich fand es hilfreich, in schwierigen Lebenslagen etwas in der Hand zu haben. Es war tröstlich, dass ich mich dadurch weniger allein und mit der Yogatradition verbunden gefühlt habe.
Meine Erfahrung mit dem Mantra singen ist, dass sich mein Leben Stück für Stück verbessert hat.
Kraftvolle Helfer
Aus allen Weltreligionen sind Gebete bekannt, die helfen uns mit dem Göttlichen zu verbinden. Bei der Verwirklichung unserer Wünsche und Sehnsüchte begleiten sie uns. Wie die Gebete gibt es auch Mantras zu verschiedenen Themen und Lebensbereichen. Sie können ausgerichtet sein auf Gesundheit und Heilung, Reichtum und Schutz, eine erfüllte Partnerschaft oder das Einswerden mit dem Göttlichen.
So kannst du sowohl zu einem Gebet als auch zu einem Mantra greifen, wenn du in einem Lebensbereich unzufrieden bist oder Hilfe bei der Bewältigung eines Problems brauchst. Egal, ob Geldmangel, ein unglückliches Liebesleben, Ängste oder etwas Anderes ist. Die Mantras sind gut, um die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was dir wichtig ist.
Kennst du das? Im Alltag bist du nur noch mit den kleinen oder größeren Pflichten und Aufgaben beschäftigt? Du hakst Dinge von deiner To-do-Liste ab und bist gedanklich entweder mit der Einkaufsliste, der Arbeit oder dem Stress mit dem Nachbarn beschäftigt. Verlierst du manchmal aus den Augen, welche Werte dir am Herzen liegen, wofür du brennst und wofür du dich einsetzten möchtest?
Mantras können hier helfen und dich mit Kreativität, erfüllenden Beziehungen, mit dem Streben nach Wahrheit und der Liebe verbinden.
Was sind Mantras genau?
Mantras sind kraftvolle Phrasen, die wie ein Gebet oder in Meditationen verwendet werden. Es sind heilige Silben, Worte, Verse oder Sätze, die Ihren Ursprung im Sanskrit haben. Sanskrit ist eine der ältesten Sprachen der Welt, die heilige Sprache Indiens und die Sprache, die im Yoga Verwendung findet.
Mantras werden schon seit Jahrtausenden benutzt, um und sich besser auf Ziele zu fokussieren und einen positiven Einfluss auf den Geisteszustand zu nehmen.
Psychologisch können Mantras mit Affirmationen verglichen werden, durch die wir Einfluss auf unsere Gedanken nehmen können. Sie sind sehr machtvoll und können uns Mut zusprechen, wenn wir ihn benötigen. Mit ihnen können wir leichter negative Glaubenssätze oder Angewohnheiten durchbrechen.
Ein Mantra setzt sich zusammen aus den Wortstämmen “manas” (Geist) und “tram” (Schutz). Es bedeutet so viel wie “Schutz des Geistes”. Es soll uns in erster Linie vor negativen Gedanken beschützen und uns zu einer bejahenden Denkweise verhelfen. Die Wiederholung, ob laut oder leise in Gedanken ist dabei ausschlaggebend.
Wie oft man ein Mantra wiederholt, ist individuell. Je nach Tradition werden in Yogastunden zu Beginn und zum Ende Mantra dreimal oder öfter wiederholt. Es ist überliefert, dass ein Mantra 108-mal wiederholt werden soll, da diese Zahl im Yoga als heilig angesehen wird. Gebetsketten, sogenannte Mala können einem helfen, dass Mantra aufzusagen.
Teste aus, wie sich schon wenige Minuten einer Meditation über ein Mantra auf dich und dein Leben auswirken. Wenn du regelmäßig übst, wird dir das Mantra immer vertrauter, geht dir leichter von den Lippen und du kannst dich in die Rezitation hinein fallen lassen.
Positive Klänge
Teilnehmer/innen, die regelmäßig Yoga praktizieren und zu Beginn oder am Ende einer Yoga-Stunde Mantra singen, berichten von einem Wohlbefinden und einer inneren Klarheit.
Die Töne sorgen für Vibrationen im Körper. Der Frequenz, die dabei entsteht, wird ein heilender und regenerierender Effekt auf verschiedene Organe nachgesagt.
Folgende Auswirkungen können Mantras auf Körper und Geist haben:
- beruhigend
- heilsam und schützend
- neue Energie spendend
- Blockaden lösend
- harmonisierend
- meditativ
- konzentrationsfördernd
- Unterstützung beim Erreichen eigener Ziele
Mantras helfen dabei, sich auf Dinge zu konzentrieren, die einen inspirieren und zufrieden machen. Sie ziehen uns in den gegenwärtigen Moment und lassen uns im Hier und Jetzt ankommen.
Sie wirken tief in unserem Inneren und schaffen eine Verbindung mit unserem höchsten Selbst. Vor allem bei der Meditation für Anfänger unterstützen Sie den Geist zu klären und den Verstand zum Schweigen zu bringen.
Meine Lieblings-Mantras
Das bekannteste und kleinste Mantra ist Om oder A-u-m. Jeder Buchstabe steht für einen Bewusstseinszustand. Frei übersetzt bedeutet das Mantra: „Alles was ist, alles was war, alles was sein wird.“ Es wird als Klang der Schöpfung oder Ur-Klang des Universums bezeichnet.
Das Mantra Om kann folgende Effekte haben:
- beruhigend, entspannend z.B. bei Stress
- verbessert den Energiefluss
- fördert Harmonie und Frieden
- schafft innere Klarheit
Om spricht sehr viele Menschen an. Falls du Anfänger /in bist, kann es empfehlenswert sein sich den Laut vorspielen zu lassen. Zunächst kannst du der Musik lauschen. Mit der Zeit magst du vielleicht das Mantra singen. Es gibt für jeden von uns ein persönliches Mantra mit dessen Klang wir in Resonanz gehen. Probiere unterschiedliche Mantra und finde heraus, was sich für dich stimmig anfühlt.
Du kannst eine kurze Meditation im Sitzen machen und anschließend einem Mantra lauschen. Wenn dir eine Anleitung hilft, schau dir mein 7-minütiges Video an.
Ein Mantra, das ich mir immer wieder gerne anhöre ist das Mul Mantra von Snatam Kaur.
Der Text zu „Mul Mantra“:
„Ek ong kaar
Sat naam,
Karataa purakh nirbho, nirvair
Akaal moorat
Ajoonee
Saibhang, gur prasaad. Jap!
Aad such, jugaad such
Hai bhee such
Naanak hosee bhee such“
Die Übersetzung lautet: „Gott ist Eins ohne Gegensatz. Er ist der Schöpfer, wahr ist sein Name, der Schöpfer von allem was ist. Er ist ohne Furcht, ohne Feindschaft, zeitlos ist seine Form, jenseits von Geburt und Tod, aus sich selbst heraus seiend, verstanden durch die Gnade des Guru. Rezitiere. Er existierte von Anbeginn. Er existierte vor seiner Schöpfung und in allen vier Zeitaltern. Er ist hier und jetzt allgegenwärtig. Guru Nanak Dev sagt, der Schöpfer wird für immer und ewig existent und wahr sein.“
Hier weitere Lieblings-Mantras:
Gayatri Mantra:
„Om bhur bhuvaha svaha
Tat savitur varenyam
Bhargo devasya dhimahi
Dhiyo yonah prachodayat”
„Om, wir meditieren über den Glanz des verehrungswürdigen Göttlichen, den Urgrund der drei Welten, Erde, Luftraum und himmlische Regionen. Möge das Höchste göttliche uns erleuchten, auf dass wir die höchste Wahrheit erkennen.“ Das Gayatri Mantra reinigt unser Denken und öffnet uns für das Höchste.
Lokah Samastah:
„Lokah Samastah Sukhino Bhavantu“ (aus der jahrtausendealten Rig Veda) übersetzt bedeutet dieser Segensspruch:
“Mögen alle Wesen überall glücklich und frei sein, und mögen die Gedanken, Worte und Handlungen meines eigenen Lebens in irgendeiner Weise zu diesem Glück und dieser Freiheit für alle Lebewesen beitragen.”
„May all beings everywhere be happy and free, and may the thoughts, words, and actions of my own life contribute in some way to that happiness and to that freedom for all.“
Das Mantra Lokah Samastah erinnert uns daran, dass alle Menschen und Tiere unsere Brüder und Schwestern sind. Das Wünschen reinigt unser Herz und erhebt unsere Gedanken.
Falls dir die alte indische Sprache, die hierbei verwendet wird, jedoch nicht zusagt, besteht natürlich die Möglichkeit die deutschen oder englischen Worte zu verwenden. Die Kurzform ist für den Anfang eine gute Alternative: „Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich sein.“ Bzw. „May all beings everywhere be happy.“
Hier noch ein weiteres deutsches Mantra: Bei einem Video von Mady Morrison habe ich die schönen und einfachen, aber dennoch tief gehenden Sätze „Ich tue genug. Ich habe genug. Ich bin genug.“ kennengelernt.
Asato ma:
„Om asato ma sad gamaya
tamaso ma jyotir gamaya
mrtyor mamrtam gamayeti“
„Führe uns vom Unwirklichen zur Wahrheit,
von der Dunkelheit zum Licht,
von der Sterblichkeit zum ewigen Leben.“
Ich hoffe, du findest DEIN Mantra, dass dich durch die Zeit begleitet, dir Kraft und Freude schenkt und dich mit dem verbindet, was für dich wirklich zählt.